Navigation und Service

Bild von Frau Noveck

Prof. Beth Noveck, Mitglied im Digitalrat der Bundesregierung, über die Digitalakademie Bund

Höhere Qualifikation der Beschäftigten in der öffentlichen Verwaltung: eine Fallstudie zur Digitalakademie in Deutschland

 

Dieser Beitrag wurde von Jason Williams-Bellamy, wissenschaftlicher Praktikant am Governance Lab, und Beth Simone Noveck, Direktorin des Governance Lab, in englischer Sprache verfasst. Die Übersetzung erfolgte mit der freundlichen Genehmigung der Autoren durch die Digitalakademie. Den Originalbeitrag sowie die im Artikel erwähnte Serie über die Ausbildung von Führungskräften für das 21. Jahrhundert finden Sie hier.

 

  • Das Problem:
    Technologische Entwicklungen und Arbeitsweisen - wie künstliche Intelligenz, Big Data, Remote-Zusammenarbeit und agile Methoden - verändern die Welt, wie wir sie kennen, und die öffentlichen Bediensteten laufen Gefahr, den Anschluss zu verlieren.

  • Warum das wichtig ist:
    Innovation und digitale Kompetenzen werden in einer technologiegetriebenen Welt immer wichtiger.

  • Die Lösung:
    Regierungsweite Qualifizierungsmaßnahmen, um die Arbeitskräfte auf das technologiegetriebene 21. Jahrhundert vorzubereiten.

 

In dieser Folge unserer Serie über die Ausbildung von Führungskräften für das 21. Jahrhundert wird beleuchtet, wie die neue Digitalakademie in Deutschland versucht, viele der bewährten Praktiken im Zusammenhang mit der Ausbildung von Innovationsfähigkeiten zu übernehmen und wie sie bald weltweit führend werden könnte, wenn es darum geht, Beamten die Fähigkeiten zu vermitteln, die sie im technologiegetriebenen und unsicheren Umfeld des 21. Jahrhunderts brauchen.

Ende Mai 2021 startete die Bundesakademie für öffentliche Verwaltung (BAköV) ihre neue Digitalakademie, eine kostenlose Plattform, die Online- und Offline-Kurse für deutsche Bundesbedienstete anbietet, um digitale Kompetenzen zu fördern, den kulturellen Wandel zu unterstützen und Vernetzung zu schaffen. 

Die Akademie soll Bundesbedienstete auf die Anpassung an ein zunehmend digitales Umfeld vorbereiten. Sie ist eine Verpflichtung im Rahmen des nationalen Digitalplans 2021, der die Förderung digitaler Kompetenzen im öffentlichen Sektor vorsieht. Laut Sebastian Gradinger, dem Leiter der Digitalakademie, sollen die Lernangebote den öffentlichen Sektor für künftige Herausforderungen fit machen, indem sie sowohl technische Kompetenzen wie künstliche Intelligenz und Big Data als auch neue Arbeitsweisen vermitteln, die durch neue Technologien ermöglicht werden, z. B. agiles Projektmanagement, digitale Führung, Remote-Zusammenarbeit und Teamwork sowie technologiegestützte Dienstleistungserbringung und Politikgestaltung.

 

Ein hybrider Ansatz

 

Die Akademie folgt der bewährten Praxis des hybriden Lernens, indem sie sowohl einen physischen Berliner Campus im lebhaften Stadtteil Kreuzberg als auch eine Online-Plattform umfasst, die Kurse, Webinare, Vorlesungen, Schulungen und Coaching anbietet. Diese gemischten Methoden sollen die Zugänglichkeit und Skalierbarkeit des Lernens maximieren, um einen regierungsübergreifenden Ansatz zu ermöglichen. Während es sich bei der "Digital Journey" um einwöchige Lernangebote für die oberste Führungsebene handelt, sind andere Angebote so konzipiert, dass sie in hohem Maße skalierbar sind und den gesamten öffentlichen Sektor durch den Einsatz neuer Technologien erreichen. Die Akademie fördert vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten, darunter Kurse und Coaching offline und online durch videobasierte Schulungen, selbstgesteuertes Lernen und Selbstbewertungen, die hochgradig skalierbar und im gesamten öffentlichen Sektor von Bund und Ländern kostenlos verfügbar sind.

Online-Kurse, bekannt als Learning Trips, bieten kostenlosen Zugang zu Einführungen in digitale Fähigkeiten und neue Technologien, einschließlich Technologie- und KI-Ethik sowie Nachhaltigkeit und Innovation in der Führung, neben anderen Themen. Digital- und Technologieexperten unterstützen das Lernen, um die Digitalisierungsaktivitäten voranzutreiben.

 

Ermöglichung eines Kulturwandels

 

Das Angebot der Akademie konzentriert sich nicht nur auf digitale Kompetenzen und technische Fähigkeiten, sondern soll auch einen Kulturwandel im öffentlichen Sektor ermöglichen, der notwendig ist, um die Digitalisierung voranzutreiben. Indem sie Kurse zum Thema "New Work" anbietet - die Art und Weise, wie die Digitalisierung den Arbeitsplatz von morgen verändern wird, und den Beschäftigten beibringt, wie sie sich sowohl auf individueller als auch auf institutioneller Ebene an die unvermeidlichen Veränderungen am Arbeitsplatz anpassen können - verbindet die Akademie Fähigkeiten mit besseren Möglichkeiten der Gestaltung von Politiken und Dienstleistungen durch Veränderungen in der Arbeitsplatzpraxis.

Darüber hinaus bietet das NExtcamp die Möglichkeit, Fachleute in Peer-to-Peer-Lernumgebungen zusammenzubringen, um Erfahrungen und Möglichkeiten auszutauschen und voneinander zu lernen, wie man im digitalen Umfeld schneller, flexibler und menschenzentrierter arbeiten kann. Die Digital Academy will den kulturellen Wandel durch Coaching und Programme fördern, die sich auf digitale Zusammenarbeit, Führungskompetenzen, Strategien für die Arbeit von zu Hause aus und agiles Projektmanagement konzentrieren.

 "Die Deutsche Digitalakademie ist eines der zukunftsweisendsten und spannendsten Experimente im Bereich der Weiterbildung im öffentlichen Sektor".

  

Flexibles Lernen

 

Während viele dieser Pläne noch in der Schwebe sind und im kommenden Jahr entwickelt werden, verkörpert die Digitalakademie zwei Schlüsselaspekte eines guten Schulungsprogramms für Innovationskompetenz im öffentlichen Sektor. Erstens sind ihre Angebote so konzipiert, dass sie die Menschen dort abholen, wo sie sind, wie sie lernen und wann sie lernen wollen, indem sie flexible Lernmodalitäten anbieten. Zweitens bietet es ein zukunftsorientiertes Curriculum wie "New Work", das durch Peer-to-Peer-Lernen und Coaching unterstützt wird und nicht nur durch unzusammenhängende Vorlesungen, um den Beamten zu helfen, ihre Fähigkeiten auf ihre eigene Arbeit anzuwenden.

Es bleibt abzuwarten, wie die Digitalakademie reifen und sich entwickeln wird und ob es der Initiative gelingen wird, erstens Anreize für Beamte zu schaffen, sich weiterzubilden. Zweitens ist noch nicht bekannt, ob und wie die Akademie digitale, datengesteuerte und menschenzentrierte Ansätze erfolgreich kombinieren wird, obwohl Angebote wie "New Work" darauf hindeuten, dass die Akademie einen umfassenden Ansatz verfolgt, der das Systemdenken betont. Schließlich sind die Angebote der Akademie noch neu und in der Entwicklung begriffen. Daher gibt es noch keine Belege für ihre Auswirkungen und die Ergebnisse ihrer Programme im Hinblick auf Veränderungen in der Art und Weise, wie die Regierung Politik und Dienstleistungen bereitstellt und die daraus resultierenden Auswirkungen auf das Leben der Menschen. In ihrer jetzigen Form stellt die Deutsche Digitalakademie jedoch eines der zukunftsweisendsten und spannendsten Experimente im Bereich der Fortbildung im öffentlichen Sektor dar.

 

Besonderer Dank geht an Dr. Sebastian Gradinger von der Digitalakademie für seine Unterstützung bei diesem Artikel.

 

New York, November 2021

Weitere Informationen dazu